MSD Gesundheitspreis: Die Preisverleihung 2021
Mit bis zu 8 Auszeichnungen im Wert von insgesamt 115.000 Euro honoriert MSD herausragende Gesundheitslösungen – und fördert deren Umsetzung und Weiterentwicklung.
Hier sind die diesjährigen Gewinner:innen des zehnten MSD Gesundheitspreises, der Sonderpreise und des von Ihnen gewählten Publikumspreises:
So wirkt's! Der richtige Umgang mit Medikamenten
AMBORA - Versorgungsforschungsprojekt bei Krebspatient:innen
Apotheke des Universitätsklinikums Erlangen und Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie und Klinische Toxikologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
In der modernen Krebstherapie gewinnen orale Medikamente zunehmend an Bedeutung. Patienten können sie eigenständig zu Hause einnehmen, weshalb sie diese Form der Behandlung häufig bevorzugen. Der Erfolg einer Krebstherapie hängt allerdings stark von der korrekten Einnahme der Medikamente ab. Eine Arbeitsgruppe aus Pharmazeuten und Pharmakologen hat dafür eine engmaschige Therapiebegleitung von onkologischen Patienten entwickelt, um den Betroffenen mehr Sicherheit und eine bessere Behandlung zu bieten.
Telemedizin in der Kinderdiabetologie
ViDiKi - die virtuelle Diabetesambulanz für Kinder und Jugendliche
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Typ-1-Diabetes ist die häufigste autoimmunologisch bedingte Stoffwechselerkrankung bei Kindern. Die Therapie besteht aus einer lebenslangen Insulinsubstitution. Die Steuerung der komplexen Insulintherapie erfolgt bevorzugt über die kontinuierlichen Glukosemessung (CGM). Die Digitalisierung aller Therapiedaten und Speicherung in Software(clouds) ermöglicht dem Diabetesteam einen zeit-und ortsunabhängigen Zugriff auf die Therapiedaten des Kindes. Dies eröffnet alternative Beratungs- und Versorgungsformen, wie die Videosprechstunde. Die Studienidee basiert darauf, mittels Videosprechstunde den Familien häufigere Kontakte zum Diabetesteam zu eröffnen, ohne lange Fahrtwege in die Spezialambulanz. Die multizentrische, quasi-randomisierte Studie wurde vom Innovationsfonds gefördert (01NVF16023).
Personalisiertes Patient Empowerment
MIKA: Mein interaktiver Krebs-Assistent
Fosanis GmbH
Die medizinische Krebs-Versorgung verbessert sich stetig, allerdings fühlen sich Patient:innen oftmals mit ihren Ängsten, Nöten und Sorgen alleingelassen. Die psychoonkologische Betreuung gerät häufig in den Hintergrund.
Hier setzt Mika an, die erste und bislang einzige digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) für alle Krebserkrankungen: Die Mika-App begleitet und unterstützt, informiert und motiviert Patient:innen durch ein umfassendes, mit Onkolog:innen und Psychoonkolog:innen entwickeltes Angebot. Einerseits durch geprüfte Inhalte, Übungen und Tipps, andererseits durch interaktives Symptom-Monitoring (Therapie-Tagebuch) und psychologisch-orientierte Coaching-Programme. Mittels modernster KI “lernt” die App konsequent dazu und kann so immer zielgerichtetere Empfehlungen geben. Mika stellt den Mensch bewusst ins Zentrum. Ziel ist es, Betroffene zu jeder Zeit an jedem Ort bestmöglich zu unterstützen.
Entwicklungsförderung im Fokus: PROMPt - das Projekt für die seelische Gesundheit von Kindern mit emotionalen und Verhaltensproblemen
PROMPt - das Projekt für die seelische Gesundheit von Kindern mit Verhaltensproblemen
Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Technische Universität Dresden
Kinder mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung emotionaler und Verhaltensstörungen sollen in der Routineversorgung frühzeitig erkannt und unmittelbar an einem Präventionsprogramm teilnehmen können. Damit dies im Vergleich zur aktuellen Regelversorgung schneller, zügiger und passfähiger gelingt, wird ein Selektivvertrag an der Schnittstelle zum Kinderarzt (Weiterversorgung) im Bereich ambulanter und stationärer Versorgungsstrukturen eingesetzt, um erstmals innerhalb regulärer U7-U9 Gesundheitsuntersuchungen ein Screening zu emotionalen und Verhaltensauffälligkeiten einzuführen und im Bedarfsfall mit konkreten Empfehlungen und Maßnahmen zu verknüpfen. Damit können Präventionsangebote zur psychischen Gesundheit niederschwellig in die Regelversorgung implementiert werden.
Im Alter daheim
RubiN: Patientenlotsen unterstützen Risikopatienten im Alter
BARMER Krankenkasse
In RubiN wird der Effekt eines multiprofessionellen, sektorenübergreifenden und assessmentgestützen Care- und Case Managements (CCM) auf die Versorgung geriatrischer Patient:innen untersucht. Aufgrund fehlender sektoren- und professionenübergreifender Versorgung kommt es in der Regelversorgung zu Versorgungsbrüchen zwischen den Behandler:innen (Ärzt:innen, Pflege, Therapeut:innen, Soziale Dienste etc.) und beim Wechsel der Versorgungsebenen (v.a. ambulant, stationär, rehabilitativ). Das CCM soll Patient:innen, An- und Zugehörigen eine schnittstellenfreie Versorgung zwischen medical und social care ermöglichen, damit ältere Menschen so lange es geht selbstständig bleiben. Zudem sollen nach § 87b SGB V-zertifizierte Praxisnetze rechtlich als "reguläre" Leistungserbringer weiterentwickelt werden.
Von stationär zu ambulant - die Antibiotikatherapie
Ambulante parenterale Antibiotikatherapie in der Kölner Metropolregion
Uniklinik Köln, Klinik I für Innere Medizin, Klinische Infektiologie
Eine intravenöse Antibiotikatherapie bedeutet oft wochenlange Krankenhausaufenthalte für Patient:innen - auch wenn der Gesundheitszustand eine Entlassung zulassen würde. Bei der ambulanten parenteralen Antibiotikatherapie (APAT) führen die Patient:innen die Infusionen unter Anleitung und regelmäßiger Kontrolle selbständig zu Hause durch. Die Vorteile: die Lebensqualität im Alltag erhöht sich und die Gefahr, an einer nosokomialer Infektion zu erkranken, sinkt. In der Beobachtungsstudie K-APAT sollen die Durchführung und Praktikabilität einer APAT zunächst im Kölner Großraum systematisch überprüft werden.
Sprachbarrieren beim Impfen und bei Rettungseinsätzen überwinden
aidminutes.rescue (Covid-19) unterstützt bei der medizinischen Kommunikation mit anderssprachigen Menschen.
aidminutes GmbH
Die medizinische Versorgung von Anderssprachigen und Menschen mit Hör- und Sehbeeinträchtigungen stellt Hilfesuchende und medizinisches Fachpersonal vor Herausforderungen. Um bei Notfalleinsätzen die Verständigung mit Patient:innen zu ermöglichen, stehen mit der aidminutes.rescue (COVID-19)-App medizinisch validierte Fragen und Anweisungen in 40 Sprachen inkl. DGS in multimedialen Ausgabeformaten zur Verfügung. Fragen können mit Mimik oder Gestik beantwortet werden. Beschwerden und die Begleitumstände lassen sich somit unmittelbar erfassen.
Ergänzend können impfende Ärzt:innen mit der App in der Sprache der Impfwilligen über den gewählten Impfstoff aufklären, eine Impfanamnese durchführen und Kontraindikationen ermitteln, damit auch bei fremdsprachigen Menschen das Risiko von Impfkomplikationen eingegrenzt werden kann.
Digitale Wundversorgung
SoMa-WL: Das Telemedizin-Projekt für Patient:innen mit chronischen Wunden
MuM - Medizin und Mehr eG
SoMa WL - Souveränes, ärztlich gesteuertes, industrieunabhängiges und e-Health gestütztes Wundmanagement in Westfalen-Lippe - ist ein ärztlich gesteuertes, e-Health gestütztes Wundkonzept. Behandelnde Ärzt:innen übertragen die Besuche bei Patient:innen vor Ort an netzeigene Wundexpert:innen. Dank der elektronischen Visite können die Ärzt:innen oder auch andere Expert:innen jederzeit in Echtzeit hinzugezogen werden. Dies ermöglicht die gezielte Einbindung fachärztlicher Expertise in die Versorgung chronischer Wunden und führt zu einer Schonung ärztlicher Ressourcen für Wegezeiten. Die Ärzt:innen sind am gesamten Behandlungsprozess beteiligt und steuern diesen. Dadurch erfolgt die Behandlung leitliniengetreu, standardisiert und patientenorientiert.
Furchtlos im MRT
Der Pingunauten Trainer: die VR-App für Kinder zur Vorbereitung auf das MRT
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Essen, Lehrstuhl für Medieninformatik | Entertainment Computing, Universität Duisburg-Essen
Ein interdisziplinäres Team der Universität Duisburg-Essen, der Universitätsmedizin Essen und Visual Effects Firma LAVAlabs hat den Pingunauten Trainer entwickelt, um die Untersuchung im Magnetresonanztomographen (MRT) für Kinder weniger belastend zu gestalten. Das Ziel ist, auf eine Sedierung oder Narkose verzichten zu können und das Wohlbefinden der Kinder während der Untersuchung zu sichern und zu verbessern. Der Pingunauten Trainer ist eine Virtual Reality (VR) App für Smartphones, die auf spielerische Art Kinder auf die Untersuchung im MRT vorbereitet. Schrittweise und mit kleinen Spielen erkunden die Kinder einen originalgetreuen Untersuchungsraum und trainieren ruhig stillzuliegen, während sie einen virtuellen MRT-Scan erleben.
Patientenorientierung in der Onkologie
OncoCoaches an der Seite der Krebspatient:innen
Arbeitskreis Klinische Studien AKS e. V.
OncoCoaching entstand aus der Beobachtung, dass Patient:innen bei onkologischen Diagnosegesprächen aufgrund der emotionalen Belastung wenig aufnahmefähig sind. Psychoonkologen haben dazu geraten, diese Gespräche zu verkürzen und von der Beratung zu Therapie und Nebenwirkungsmanagement zu entkoppeln.
Medizinische Fach- und Pflegekräfte mit einer Fortbildung zum OncoCoach übernehmen diese Beratungsleistungen. In einer PACOCT-Studie zum OncoCoaching konnten positive Effekte gezeigt werden. Deshalb wurde der Ansatz weiterentwickelt, um das Thema palliative Frühintegration erweitert und als neue Versorgungsform beim Innovationsfond eingereicht.